Schiffermast

Beschreibung des Mastes

Der Mast wurde 1979 unter mithilfe von Basler Firmen, Reedereien und Behörde gebaut.
Der Mast ist 19 Meter hoch und 7,60 m breit. Oberhalb des Drehpunktes besteht der Mast aus einem gezogenen Mannesmannrohr (Spezialanfertigung im Handel nicht erhältlich). Alle Stahlteile am Mast sind sandgestrahlt und mit Zinkstaubfarbe beschichtet. Das Fundament ist 80 cm tief und ist 70 Tonnen schwer. An Feiertagen ist der Mast mit bis zu 100 Flaggen geschmückt. In der Adventszeit wird der Mast zu einem Christbaum und ist mit 180 Glühbirnen geschmückt.

 Vom Mastbau zum Mastfest

Ein Besuch in Neuburg

Am 17. Mai 1976 erhielt das oberrheinische Schifferdorf Neuburg einen neugierigen Besuch. Vier Mitglieder des vor wenigen Monaten gegründeten Schiffervereins Basel-Kleinhüningen wurden von befreundeten Schiffsführern und Lotsen freundlich empfangen und verbrachten mit ihnen in der einzigen geöffneten Dortbeiz einige vergnügte Stunden. Ihr Interesse gaIt aber vor allem dem Neuburger Schiffermast, bekannt und gerühmt wegen seiner schönen Form. Dieser Schiffermast wurde vor wenigen Jahren neu gebaut und fand einen idealen Standort mitten im Dorf auf dem Schulhausplatz. So standen die vier denn vor dem imposanten Bauwerk, staunend und auch öfters sich hinter dem Ohr kratzend. Die Daten, die ein Mastbauer fachkundig erläuterte, waren überwältigend. 19,5 m hoch war der Mast, das Fundament allein wog 62 t und 154 Säcke Zement wurden verbraucht. Und die Bauzeit dauerte ganze vier Jahre.
Auf der Heimfahrt nach Basel wurde das Gesehene und Erlebte ausgiebig diskutiert. Vergleiche mit den Basler Verhältnissen und Möglichkeiten wurden angestellt – kurz, der Wunsch, die Neuburger nachzuahmen, war geboren. Auch Basel sollIe einen Schiffermast erhalten.

Die Planung

In der Folge wurden viele abklärende Gespräche geführt. Es zeigte sich, dass
das Interesse an einem Basler Schiffermast überraschend gross war. Die Chance, in absehbarer Zeit einen Mast bauen zu können, war gegeben. Reedereien und mehrere in Basel ansässige Firmen sagten ihre finanzielle und tatkräftige Unterstützung zu. Für die verschiedenen Stufen des Mastbaues, so für die Bauleitung, die statische Berechnung, die Eisenbeschaffung, die Schweissarbeiten an Mastkocher, Mast und Rahen, sowie die Ueberholung einer alten Verhollier konnten grosszügige Gönner gefunden werden, die diese Arbeiten gratis oder zu einem eher symbolischen Preis auszuführen gedachten.
Die Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel wurde geprüft und optimistisch beurteilt. Es wurde mit dem Sammeln gleich begonnen und am Stammtisch für kleine und weniger kleine Gaben eine Kasse, genannt «Mastsau», aufgestellt. Für die erhofften grösseren Beträge fand sich ein versierter Schreiber zu einem gekonnten Bettelbrief. Schlussendlich sagte uns die Rheinschiffahrtsdirektion einen Standort am Basler Hafen zu.
Nach der Abklärung aller dieser Punkte galt es noch, die Skeptiker unter den Vereinsmitgliedern zu überzeugen, dass selbst ein junger Schifferverein das Wagnis auf sich nehmen dürfe, einen Mast zu bauen. Am 28. Oktober 1978 gab es dann, an einer ausserordentlichen GV, grünes Licht für den Mastbau, und gleichzeitig wurde beschlossen, ein zünftiges Einweihungsfest zu veranstalten.

Der Bau

Nun konnten die verschiedenen Aufträge definitiv vergeben werden. Das benötigte Material wurde eingekauft, und unbeachtet von der Oeffentlichkeit wurde in verschiedenen Werkstätten an den einzelnen Bauteilen gearbeitet. Dass tatsächlich etwas geschah, war erst gegen Sommer 1979 zu sehen, als am „Affenfelsen“ beim Hafenbecken 1 in Kleinhüningen eine riesige Baugrube ausgehoben wurde. Hafenbesucher fragten, ob hier wohl ein Einfamilienhaus gebaut würde.
Während der Bauzeit wurden bei etlichen Sitzungen gewichtige Fragen diskutiert. Es gab oft hitzige Debatten mit heissen Köpfen über Themen wie folgt:

-Ist der Platz bei den Platanen wohl richtig gewählt, oder im Zusammenhang mit «Grün 80» geradezu ideal?

-Hätte man den Pillon am Dreiländereck entfernen sollen, um den Mast dort hinzustellen?

-Braucht die Mastlier einen Deckel, oder ist die freie Sicht in das Räderwerk interessanter?

-Wie verbietet man den vielen Tauben und Staren auf dem Mast das Landen und somit das Beschmutzen?

-Sollen die Stagen mit fertig gekauften, gepressten Kauschen versehen werden?

-Sind noch Vereinsmitglieder in der Lage, nach alter Väter Sitte einen schönen Spleiss vorzuzeigen?

-Ist eine gewisse Farbe von Kuba wirklich braun genug?

Sollen dereinst die Kontorflaggen von höchster Ebene aus eingesammelt werden, oder reicht dazu ein gewöhnliches Telefongespräch?

Welche Reedereien werden eigentlich als ausreichend würdig befunden, damit ihre Flaggen den Mast zieren dürfen?

Alles, wie man sieht, immens wichtige Fragen, die mit erstaunlich viel Toleranz allerseits friedlich gelöst werden konnten.
Parallel zum Mastbau wurde an anderer Seite eifrig gearbeitet. Ein spezielles Festkomitee bereitete die Einweihungsfeier vor. Eine grosse Arbeit wurde geleistet, mussten doch viele Verhandlungen geführt werden wegen dem Festplatz, den verschiedenen Rednern, den Musikvereinen, der Bewirtung – bis zur Beseitigung des Mülls und der Abklärung des Toilettenproblems.

Die Montage

Am 31. August 1979 fuhr ein Tieflader mit dem Mast zur Baustelle, und ein mobiler Kran hob die lange Eisenröhre in den Kocher. Nach kurzer Zeit konnte der Mast mit der Winde das erste Mal hochgedreht werden. Diese Mastlier und die übersetzungen arbeiteten einwandfrei – ein hörbares Aufatmen der beteiligten Mastbauer! Einige Tage später wurden die beiden Rahen und die Gaffel geliefert und montiert. Nun gaIt es noch zu streichen und die verschiedenen Stagen zu spleissen. Somit wurde das Werk vollendet – der Basler Hafen hat ein neues Wahrzeichen! Dieser Schiffsmast ist nicht nur ein Vereinssymbol, er ist gleichzeitig das Resultat einer gut gelungenen und gefreuten Zusammenarbeit vieler Personen und Firmen.

Das Fest

Am 29./30. September 1979 werden am Einweihungsfest die Flaggen der Rheinuferstaaten und sämtlicher Basler Reedereien flattern. Es wird ein seltener Anblick sein, wenn Flaggen von Firmen, die sich im Alltag konkurrieren, nun friedlich und dicht beieinander an der gleichen Leine am Mast hängen.
Zum Fest werden von mehreren Schiffervereinen am Rhein hunderte Besucher erwartet, darunter natürlich auch unsere Neuburger Freunde. Ob ihnen wohl die Kopie ihres Schiffermastes gefällt? Sie mögen uns sicher verzeihen, dass wir mit einer kürzeren Bauzeit auskamen. Dafür waren wir in der Höhe bescheiden und bauten unseren Mast einen halben Meter niedriger.
Der Ablauf des eigentlichen Festaktes sieht vor, dass nach einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag um 9 Uhr der Vereinspräsident und ein Tankerkapitän sprechen werden. Sodann wird Regierungsrat Dr. Wyss den Mast offiziell einweihen. Die Ansprachen werden umrahmt mit Darbietungen des Musikvereins Kleinhüningen, des Seemannschors «Störtebeker» und des Zunftspiels des «E. E. Zunft zu Schiffsleuten». Anschliessend gibt es ein Frühschoppenkonzert des Musikvereins Kleinhüningen. Zum Tanz spielt eine spezielle Musikkapelle am Samstagabend und Sonntagnachmittag. Weiter ist vorgesehen, dass einige Rheinschiffe frei besichtigt werden können.
Wenn das Wetter nicht allzu übel mitspielt, so ist mit einem originellen, fröhlichen Fest zu rechnen. Wer weiss, vielleicht wird damit eine neue Tradition von Basler Hafenfesten und Hafenkonzerten gegründet?

Abschrift „Zum Geleit“ aus der Festbroschüre

Mit Stolz und Freude können wir unseren Schifferkameraden von nah und fern mitteilen, dass der Schifferverein Basel-Kleinhüningen seinen neuerstellten Schiffermast im Kleinhüningerhafen am 30. September einweihen wird.
Im Januar 1976 wurde an einer gutbesuchten Gründungsversammlung der wohl jüngste Schifferverein am Rhein ins Leben gerufen.
Dank der alten Tradition und der Schiffer-Kameradschaft kann unser Verein bis heute die stolze Zahl von über 300 Mitgliedern aufweisen.
Dass wir schon nach kurzer Zeit unseren Flaggenmast einweihen können, betrachte ich als gutes Omen für die Schiffahrt, den Schifferberuf und die Zukunft unseres Vereins.
Nur durch grosszügige Spenden von Sympathisanten der Rheinschiffahrt und des Schiffervereins können wir uns heute zu unserem Mastfest treffen.
Ich grüsse alle Kameraden und Gäste recht herzlich und danke allen, die zu uns gekommen sind. Im Namen des Schiffervereins möchte ich allen, die zu diesem Fest beigetragen haben danken und wünsche jedem Gast gemütliche und heitere Stunden in Basel.
Eduard Voegeli, Präsident
Schifferverein Basel-Kleinhüningen

Grusswort aus der Festbroschüre

Die Basler Häfen sind seit September 1979 um ein Wahrzeichen der Schiffahrt reicher geworden. – Was viele Häfen am Rhein schon seit langer Zeit besitzen, kann nun auch Basel mit Stolz aufweisen, nämlich einen Flaggenmast, und zwar mitten im Hafengebiet von Kleinhüningen beim „Affenfelsen“, wie Eingeweihte den Besucherort am oberen Ende des Hafenbeckens I zu bezeichnen pflegen.
Es ist der Initiative des im Jahre 1976 gegründeten „Schiffervereins Basel-Kleinhüningen“ zu verdanken, dass dieser Mast in unserem Hafen errichtet werden konnte. Die Idee zur Errichtung eines Mastes hat in breiten Kreisen Anklang gefunden, und die Finanzierung ist denn auch dank spontaner Spenden seitens der Schiffahrtstreibenden und anderer mit der Schiffahrt eng verbundener Leute sichergestellt. Ich freue mich über diesen Flaggenmast und gratuliere dem Schifferverein zu seiner Initiative. Möge der Verein dafür sorgen, dass der Mast fürderhin an besonderen Tagen immer mit den Flaggen des Vereins und der Reedereien geschmückt werden kann und so mithilft, alle Menschen, Schiffahrtstreibende und Freunde der Schiffahrt daran zu erinnern, dass Basel eine Hafenstadt ist, dass diese Stadt und unser Land durch die Rheinschiffahrt mit der ganzen Welt verbunden sind, und dass die Rheinschiffahrt wesentlich zur Förderung des Wohlstandes unseres Landes beiträgt.
Dr. K. Waldner
Rheinschiffahrtsdirektion, Basel

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